Vorgarten – Kieswüste gegen Natur?

Schon seit geraumer Zeit liegt mir dieses Thema am Herzen. Wohin man sieht verwandeln sich Vorgärten in Steinwüsten, während paradoxerweise immer mehr Initiativen ins Leben gerufen werden, um die Versiegelung der Flächen und das Insektensterben zu verhindern. Bauern sollen, finanziert über Crowdfunding, Maisfelder in Blumenwiesen umwandeln. Städteplaner starten Projekte, um  Starkregen durch besondere Rückhaltesysteme und aufnahmefähige Bodenbeläge nicht ungebremst abfließen zu lassen.

Ich frage mich, warum die Gartenbesitzer diese Probleme nicht auch als persönliche Verantwortung gegenüber der Natur wahrnehmen. Ist die Entfremdung von der Natur schon so groß, dass man missverstandene Zengärten als Ideal eines „pflegeleichten“ Garten sieht? Wo hört die minimalistische Ästhetik auf und wo beginnt die Wüste?

Spricht man mit Gartenbauern, beklagen sie, dass ihre Arbeit mittlerweile nur noch aus Pflasterarbeiten und Anlegen von Kiesflächen besteht. 


Dass eine Kiesfläche mitnichten pflegeleicht ist, weiß jeder der eine solche besitzt. Würde man auch nur zehn Kies- und Pflastervorgärten in blühende Gärten umwandeln, wären ungefähr 220 Quadratmeter Fläche der Natur zurückgegeben. Wir besitzen Natur nicht, wir sind ein Gast, der auf ein Gleichgewicht der Natur angewiesen ist.

Solche Gärten sind wertvolle Biotope. Mikroorganismen im Boden zersetzen organischen Materialien, von ihnen und den Pflanzen ernähren sich Insekten und andere Wirbellose, die wiederum höheren Tieren als Nahrung dienen. Die Pflanzen beeinflussen Temperatur und  Mikroklima mit ihrer Photosynthese, halten das Wasser und können sogar zur Verringerung von Feinstaub beitragen. Steinwüsten leisten nichts davon. Ein naturnaher,  gut konzipierter, Vorgarten ist pflegeleichter, als jede Kiesfläche. 


Gartenbesitzer, denen es an Ideen, wie man einen solchen Garten gestalten kann, fehlt helfen eine Vielzahl an Gartenzeitschriften, Büchern und Internetseiten, die sich gerade mit solchen Themen befassen.

Ist es die teutonische Seele, die Menschen dazu bewegt auf eine Kiesfläche einen Topf mit einer Plastikpflanze zu stellen? Übertrifft die Ordnungsliebe die Liebe zur Natur?

Viele Fragen, die leider keine Antwort kennen. Aber gehen wir dieses Thema konstruktiv an.

Wie sieht ein naturnaher Vorgarten aus?

Ein leicht zu pflegender Garten besteht nicht aus einer Rasenfläche, sondern einer standortgerechten Anpflanzung, die aus einer Mischung von immergrünen und laubabwerfenden Sträuchern besteht, die dem Vorgarten Struktur geben.  Darunter ein Bodendecker und zwischendrin Zwiebelblumen und Stauden, die dem Vorgarten saisonale Highlights verschaffen und deren Blüten eine Lebensgrundlage für Insekten bieten. 


Vergessen Sie Thujas und Kirschlorbeer!


Vergessen Sie verkahlende Thujas und tristen Kirschlorbeer. Interessante Pflanzpläne findet man für jeden Gartengröße, jeden Boden und alle Lichtverhältnisse im Überfluss in Büchern und im Internet.  Sollte Ihr Vorgarten groß genug sein, wäre ein kleinwüchsiger Baum ein schöner Akzent, der einen hohen Wert besitzt.  


Platzieren Sie ihn auf der Drachenseite des Hauses (vor dem Haus stehend rechts), da seine prominente Form in dieser Position dem Haus aktive Energie verleiht. Statt Bäume zu fällen, obwohl sie noch vital sind, bietet ein fachgerechtes Beschneiden eine lohnenswerte Alternative. 

Wenn so ein Garten angelegt und während der ersten Jahre gemulcht ist, reicht ein kleiner Pflegegang jeden Monat aus. Sie werden sehen, dass es in Ihrem Garten dann plötzlich nur so von summenden Insekten und Vögeln wimmelt. Igel und andere Kleintiere können nach Würmern und anderen Kleintieren suchen und sie genießen in jeder Jahreszeit von Ihren Fenstern einen anderen Ausblick.

Es gibt keine bessere Visitenkarte, als ein blühender Garten!

Sind Sie dagegen ein Freund von Bauhausarchitektur und minimalistischen Gärten?

Dann gibt es auch für Sie viele Gestaltungsmöglichkeiten. Ein asiatischer Garten ist immer ein Betrachtungsgarten der Ruhe ausstrahlt, machen Sie sich diese Idee zu eigen. Betrachten sie Ihren Vorgarten als Bild. Es braucht einen Hintergrund, Elemente die herausragen und Perspektive vermitteln, einen interessanten Vordergrund. Ein Konzept ist also unumgänglich, aber dies soll keine Hürde darstellen. Man findet in Büchern genug Inspirationen zu solchen Gestaltungen. Vergessen Sie aber bitte die Zen-Gärten als Vorbild und verzichten Sie auf das „trockene Wasser“, dessen Kiesmäander eine Wasserfläche oder einen Wasserlauf versinnbildlichen. Rasenflächen haben auch hier nichts verloren, da sie stilistisch nicht passen und den Pflegeaufwand erhöhen. 

Welche Pflanzen eigenen sich in einem minimalistischen Garten?

Ein wichtiger Punkt ist die reduzierte Farbgestaltung und die flächige Bepflanzung einer Pflanzenart. Das Grün, die Strukturen der Blätter und die Formen der Gehölze haben in der Gestaltung Vorrang. Dadurch wird eine ruhige Spannung erzeugt, die für solche Gärten charakteristisch ist. Das bedeutet aber nicht, dass es keinen Platz für Blüten gäbe. Diese sind erwünscht, da sie den Wandel der Jahreszeiten verkörpern. Allerdings werden nie bunte Rabatten bepflanzt, sondern einer Farbschattierung der Vorzug gegeben. 


Auch hier werden Stauden und Zwiebelpflanzen in mehreren Exemplaren als Gruppe zusammen gepflanzt, so dass eine Einheitlichkeit entsteht. Sträucher werden so kombiniert, dass sie unterschiedlichen Blattschmuck tragen. Einen Strauch mit hellgrünen, großen runden Blättern wird von einem Strauch begleitet, der z.B. kleine dunkle Blätter besitzt. Auch die Blühzeit und eine eventuelle Herbstfärbung sollten in die Überlegungen mit einbezogen werden. Eine immergrüne Pflanze wird mit einer laubabwerfenden kombiniert, damit die Struktur des Gartens sich in den Jahreszeiten wandelt.

Stauden, die nach der Blüte kein ansehnliches Blattwerk besitzen, werden erst gar nicht gepflanzt. Auch Rosen, die abgesehen von ihrer Blüte keine attraktive Pflanze darstellen, sind fehl am Platz. Letztendlich werden robuste Stauden mit attraktivem Grün und Blüte bevorzugt, die sich nicht invasiv und unkontrolliert vermehren. Pfingstrosen oder Taglilien erfreuen das Auge auch, wenn keine Blüten da sind. Ausschlaggebend ist die Qualität des Bodens und die Lichtverhältnisse. 


Es werden nur solche Pflanzen gepflanzt, die in dem Boden und Sonneneinfall vor Ort gedeihen. Das vermindert den Pflegeaufwand enorm, da die Pflanzen vital, gesund und robust wachsen können. Ein Rhododendron hat nichts in einem kalkhaltigen Boden zu suchen! Schattenstauden lassen sich auf mit ständigem Gießen nicht in der Sonne kultivieren.

Der letzte Schliff – dann doch - Steine!

Aber nur wenige, große als Akzent. Sehr schön ist eine Gestaltung, in der große Steine die Pflanzung strukturieren. Findlinge sind in Gruppen ein sehr dekorativer Blickfang, sie ziehen ganz automatisch unsere Aufmerksamkeit auf sich. Man sollte aber immer beachten, dass die Steine zu ca. einem Drittel in der Erde vergraben sind. Sie sollen mit der Erde im Kontakt sein, so wie ein Baum seine Wurzeln hat. Über die Gruppierung  von Steinen finden Sie in meinen Literaturempfehlungen vertiefende Bücher. Steinsetzungen sind bedeutsame Zeichen, mit denen man man in die Landschaft beeinflusst. Also gilt auch hier, ein Konzept muss die Voraussetzung sein und nicht ein Arbeiter mit seinem Kipplader.

Ein Buddha oder eine Laterne machen einen Garten nicht asiatisch und umgekehrt braucht ein asiatischer Garten keinen Buddha oder andere asiatische Kitschgegenstände, wie sie im Baumarkt zu finden sind. Ein Feng Shui Garten kommt ohne asiatische Dekorationen aus. Wenn es denn aber ein Buddha sein soll, bitte denken Sie daran: Ein Buddha ist nicht einfach Deko wie ein Gartenzwerg, sondern ein religiöses Symbol, das man mit einer gewissen Achtsamkeit (siehe Merkblatt) platzieren sollte – und nicht zwischen Mülltonnen!

Nicht zu vergessen, der Chi Fluss!

Das Chi ist ein wichtiger Aspekt, der jenseits aller ökologischer Betrachtungen eines Vorgartens zu berücksichtigen ist. Das Chi ist die Energie, die uns allgegenwärtig umgibt und zu unserem Wohlbefinden beiträgt.

70% der Energie, die im Haus ist, kommt über die Haustüre herein. Aus diesem Grunde ist die Gestaltung des Vorgartens wichtig, um möglichst viel gutes und frisches Chi ins Haus zu leiten.

Die Energie sollte in den Vorgarten gelockt und dann gehalten werden. Dies ist durch eine gute Gestaltung dieses Bereichs möglich. Hohe Mauern und Umgrenzungen des Vorgartens wehren das Chi hingegen ab, auch zu viel Schatten. Die Gestaltung sollte offen, hell und freundlich sein. Denn das Chi folgt der Aufmerksamkeit!

Ein Parkplatz vor der Haustür, Mülltonnen und sonstiges Gerümpel haben hier nichts verloren!

In der linken Seite des Vorgartens (vor dem Haus stehend) sollte ein "Ming Tang" eingerichtet werden. Er ist der Chi-Sammelplatz in Form einer Wasserstelle, einer Skulptur oder ein Windspiel,  das die Aufmerksamkeit auf sich lenkt.

Wenn Sie diese Tipps beherzigen, können Sie etwas für die Natur sowie für Ihr eigenes Wohlbefinden tun!