Die Trends für 2020 der Internationalen Möbelmesse in Köln



Wie jedes Jahr bietet die Internationale Möbelmesse in Köln ein breites Spektrum an Inspiration und vor allem neue Impulse und Gesprächsstoff. Dieses Jahr verwirklichten das Designer-Duo MUT aus Spanien ihre Vision des Wohnens in der Installation "Das Haus" . Aber ist ihr Gedanke wirklich eine sinnvolle Anregung oder nur die schlichte Negierung jeglicher Anforderungen an ein zeitgemäßes Haus ?


Auch dieses Jahr habe ich mich auf den Besuch der IMM Cologne sehr gefreut. Jeder Besuch ist eine Quelle der Inspiration, aber auch Anlass zu hinterfragen: Die eigenen Einstellungen ebenso wie die ausgestellten Objekte. Dieses Jahr ist mein persönlicher Aufreger "Das Haus" vom Designer-Duo MUT. Aus meiner Sicht wurde hier von der Jury die Bühne für eine sinnlose Spielerei verschwendet. Anders als in den Vorjahren, ist dies keine inspirierende, provokante Zukunftsvision sondern ein Capriccio, ein Arkadien, in dem eine romantisierende  Phantasiewelt eine Flucht vor der Realität in Szene setzt. 

"Das Haus" von MUT


Wie sieht diese Installation aus? Auf einer runden Betonscheibe stehen vier umgedrehte stumpfe Kegel, die nach außen offen sind und vier Lebensbereiche symbolisieren. Ein Bad (nur eine Badewanne), eine Küche (ohne Schränke), ein Ruhebereich (mit einer Hängematte) und ein Wohnbereich (mit einer Sitzlandschaft). Begrenzt wird das ganze von einem umlaufenden Teich. Der einzige Bereich, der Intimität suggeriert, ist das Zentrum, das aber unmöbliert bleibt. 

In diesem Entwurf wurde das innere eines Hauses nach außen gekehrt. Es gibt also keinen Schutz, sondern ist Teil der Natur das dieses Haus umgibt. Abgesehen von der Tatsache, dass es keinen Zone auf der Erde gibt, in der ein  Haus ohne Schutz vor klimatischen Einflüssen auskommt und ohne eine Toilette im Haus wohl niemand leben will, ist die Wahl dieses Projektes auf der diesjährigen Möbelmesse aus meiner Sicht vollkommen weltfremd. Jury und Designer verkennen die gegenwärtigen Anforderungen an Architektur und begnügen sich elitäre Träume am Mensch und Umwelt zu inszenieren.

Das Wohnen der Zukunft sieht nicht nur in unseren Breitengraden definitiv anders aus! Die Architektur muss Antworten geben, wie man möglichst vielen kleinen oder Single-Haushalten eine optimale und bezahlbare Behausung geben kann. Die Individualisierung bringt mit sich, dass man das eigene Wohnumfeld als Erweiterung der eigenen Persönlichkeit betrachtet. 


Daraus folgt, dass man zwar standardisierten Raum (wegen der Rationalisierung und der immer größeren Reglementierung) schaffen muss, aber dieser für jeden einzelnen dennoch individualisierbar wird. Gleichzeitig wird die Intimsphäre und die Wohnung als Rückzugsort in Zukunft immer wichtiger werden, ebenso wie die Ökologie mit Passivhäusern, Recycling, lokalen Baustoffen und smarten Technologien.  Es gibt immer mehr allergiengeplagte Menschen, die sich in Wohnungen mit kontrollierter Be-und Entlüftung wohl fühlen. Die Natur wird nicht in unmittelbarer Umgebung verfügbar sein, das Bedürfnis sie in die Wohnung zu bringen wird daher immer bedeutsamer werden.

Das sind die zeitgemäßen  Herausforderungen an die Architektur. Es wäre schön gewesen, wenn auf der Grundfläche des gezeigten Hauses ein Tiny-Haus gezeigt worden wäre. Eine Vision die in diesen herausfordernden Zeiten Diskussionsbasis und Inspiration gewesen wäre. Aber nicht nur dieses Haus, sondern auch die trendgebenden Möbelhersteller, scheinen an der Realität vorbei zu produzieren. Überall überdimensionierte Möbel, die ihren Platz nur in Hotellobbies und in protzigen Oligarchen-Villen finden können. Luxus scheint sich allein über Größe zu definieren. Ich habe luxuriöse, aber kompakte Möbel, bei den meisten Herstellern vermisst. Kleines, aber Exquisites scheint es nur noch bei Nischenproduzenten zu geben. Trotzdem gibt es nicht nur in Deutschland immer mehr wohlsituierte Menschen, die in den Ballungszentren Downtown auf kleinem Wohnraum aber dennoch luxuriös leben wollen. Generell sind Einfamilienhäuser und Wohnungen in ihrer Fläche immer begrenzter. So werden viele Möbel am Markt vorbei ausgestellt, da sie ausser im riesigen Loft oder dem Luxusbungalow nicht einsetzbar sind. Aber nun genug der Kritik. Ich möchte hier die wichtigsten Trends vorstellen, die ich auf der Möblemesse entdecken konnte.

Stein – das beliebteste Material


Marmor und alle exotischen Steinarten waren bei jedem Hersteller stark präsent. Ob Tisch, Arbeitsflächen, Accessoires oder Möbel, das harte Material mit der Einmaligkeit seiner Maserung dominierte überall. Manchmal sind diese Möbelstücke so wuchtig, dass man den Eindruck hat, man könne sie nie wieder von ihrem angestammten Platz bewegen. Bei manchen exotischen Steinen drängt sich auch die Frage auf, ob die Präsentation der luxuriösen Stücke, angesichts ihrer Produktionsbedingungen, ohne schlechtes Gewissen möglich ist. Stein wird ganz ohne Zweifel als das luxuriöseste Gut in der Einrichtung verkauft.

Leder ist auch überall präsent, nicht nur als Sitzmöbelbezug, sondern auch als Kleinmöbel wie Beistelltische oder Kommoden.

Stoffe sind luxuriös und vor allem Samt war überall zu sehen.

Beleuchtung


Das Thema Beleuchtung ist immer noch ein sehr starker Trend. Der Phantasie sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Dank der LED-Technik kann man jede Farbtemperatur und Lichtintensität erschaffen, so dass die Beleuchtung sich in Richtung eines Beleuchtungskonzepts mit vielen Möglichkeiten der Variation entwickelt. Bevorzugt werden Konzepte mit Lichtinseln, die einen Raum  strukturieren und flexibel jeder Anforderung eine Lösung geben. Leuchten werden zu Dekorobjekten deren primäre Aufgabe nicht die Ausleuchtung eines Raumes ist, sondern sich der Stimmung der Bewohner anpassen. Drama und Effekte sind erwünscht. Leuchten mit speziellen Schattenwürfen beleben neutrale Farbwelten und erschaffen interessante Effekte. 

Organische Formen


Wo man auch hinsieht, die Möbel besitzen organische Formen. Keine Kanten und Ecken, sondern verspielte Linienführungen und vor allem viele runde Möbel. Sitzlandschaften entwickeln sich über verschiedene Tiefen und häufig auch ohne Ecken. Sie sind wie geschaffen, mitten im Raum zu stehen, weit weg von den begrenzenden Wänden. Die Formensprache der 50er ist up to date, es grüßt das Nierentischchen und seine Kollegen.

Texturen


Der schönste Trend ist wohl die Antwort auf die Sehnsucht nach Geborgenheit und der Handwerklichkeit der vergangenen Tage. Oberflächen und Materialen laden dazu ein, berührt zu werden. Die Haptik ist bei allen Möbeln ein wichtiger Aspekt. Auf die Sinnlichkeit der Materialien setzen alle Hersteller. Besonders die Textilien spiegeln die volle Bandbreite der Verarbeitungen wider. Mit gestrickten und gehäkelten Kissen oder Plaids in groben Garnen wird dem Interieur Wärme eingehaucht, sie sind voll im Hygge-Trend. Texturen haben aber nicht nur eine haptische Wirkung, sondern reflektieren das Licht auch auf verschiede Art und Weise. Strukturen werden mit passender Beleuchtung erst richtig zur Geltung gebracht. 

Farben!


Die Farbtrends haben sich von der dunklen Farbwelt von den beiden letzten Jahren entfernt. Nun herrscht die Welt der Pastellfarben, mit einigen Ausnahmen. Helle Erdfarben wie Beige, Grau, Wollweiß und Kamelbraun sind die Partner für zarte farbige Akzente.

Hier einige Farbkombinationen, die oft zu sehen waren:


Das optimistische Rosa in Kombination mit Beige oder Grau


Rot ist von der Bildfläche verschwunden und hat dem zarten kleinen Rot Platz gemacht. Rosa ist plötzlich eine elegante und erwachsene Farbe geworden, die den grauen und beigen Tönen Gesellschaft leistet und Eleganz versprüht.

Grün als Frischekick


Das neue Grün ist nie grell oder stark, sondern spielt sich in der Palette der Salbei- oder dunklen Waldtöne ab. Es ist das Grün das man an nebligen Tagen sehen kann, nicht das lebendige Grün des Frühlings. 

Gelb und Grau


Diese Farbkombination ist erprobt und funktioniert einfach immer. Gelb und Grau sind ideale Partner. Dieser Trend ist nicht neu, verliert aber deswegen noch lange nicht an Aktualität.                                              

Immer noch Blau 


Blau ist immer noch im Trend, allerdings in helleren Varianten als Dunkelblau. Nur noch an Wänden ist die Farbe Mitternachtsblau zu finden. 

Naturtöne unter sich


Alle Farben die in der Braun- und Grau-Palette zu finden sind, gewinnen durch die Kombination von verschiedenen Materialien und Texturen an Tiefe und Lebendigkeit. Es ist die Welt des Wabisabi und des dänischen Hygge-Trends. In dieser Palette spiegelt sich die Sehnsucht nach Einfachheit und Authentizität wider. Es handelt sich um einen zeitlosen und vielseitigen Trend.

Ich hoffe, ich konnte einen kurzen Einblick in die neuen Wohntrends geben. Als Feng-Shui-Beraterin betrachte ich sie natürlich auch noch unter anderen Aspekten. Das Interessante ist, dass gerade diese Farbpalette meinen generellen Empfehlung für eine zur zeitlichen Energie passenden Farbgestaltung entsprechen. Zarte Yin-Farben sind in dieser turbulenten Zeit genau richtig, ebenso die runden organischen Formen, sie sind weich und feminin. Ein Wohnambiente das sich als Rückzugsort erweist, braucht diese natürlichen unaufdringlichen Farben. Deshalb Daumen hoch für diese neuen Farben und Texturen!

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