Ein Haus als offene Membran zur Außenwelt

Seit Monaten ist in Feng Shui-Kreisen die Suche nach einer Architektur, die unserem Zeitgeist entspricht, ein heiß diskutiertes Thema. Der Energieumschwung, der sich schon seit einiger Zeit abzeichnet, zeigt auf, dass die  Architektur der letzten zwanzig Jahre keine geeignete Antwort auf die neuen Erfordernisse dieser Zeit gibt. 


Die Installation von Todd Bracher auf der Internationalen Möbelmesse in Köln gibt uns für die Zukunft eine neue Vision des Wohnens. Die Tendenz des Rückzuges wird in unseren Breiten immer stärker spürbar und trotzdem ist dieser Entwurf eine klare Aufforderung, sich nicht gänzlich von der Außenwelt abzuschirmen. Dieser Wohnentwuf steht im Kontrast zu unseren Effizienzhäusern, in denen sogar die Luft die wir atmen gefiltert wird. Wir schirmen uns immer mehr von der Energie der Außenwelt ab. Einerseits entspricht es einem Bedürfnis, das wir in der hochtechnisierten und stressigen Welt spüren, aber andererseits koppeln wir uns gänzlich von der Natur ab.

Dieser Entwurf ist eine Aufforderung das Leben nicht in einer geschlossenen Schachtel zu führen, sondern das Haus als eine offene Membran zu sehen, die uns Rückzugsmöglichkeiten bietet, aber auch die Verbindung zur Außenwelt mit einbezieht. 

Die Abteilung in drei Funktionsbereiche (Nahrung/Versorgung, Ruhe/Erholung, Reinigung/Hygiene), wie es Todd Bracher postuliert, erleichtert letztendlich unsere Regeneration. Im Ruhebereich kann man sich ins Innere kehren, ohne auf einen Haufen zu spülender Töpfe, einem Flimmerkasten oder liegengebliebener Arbeit zu blicken. 

„Das Haus" von Todd Bracher auf der imm cologne 2017
Von imm cologne Köln - Mehr Fotos: Wohnideen

Die Unterteilung des Wohnraumes in Funktionsbereichen ist auch ganz im Sinne des Yin und Yang. In einem ruhigen, kleinen und gedämpften Raum (Yin), kann man sehr gut abschalten, während man in einem offenen und hellen Raum (Yang) optimale Bedingungen für Aktivitäten findet.

Eine neue räumliche Gewichtung der Räume anhand ihrer Funktion kann unser Wohlbefinden positiv beeinflussen. Unsere repräsentativen Wohnzimmer sind meist zu hell und zu groß, um wirklich zur Ruhe zu kommen.

„Das Haus" von Todd Bracher auf der imm cologne 2017
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Die Tendenz der offenen Küchen, die sich nahtlos mit dem klassischen Wohnzimmer verbinden funktionieren nur in einem Haushalt in dem nicht wirklich gekocht wird. Wie kann man regenerieren, wenn man im Raum Küchengeräte im Einsatz, einen Kühlschrank, eine Spülmaschine oder einen Dunstabzug hört?

Das funktioniert nur in einem Single-Haushalt, bei dem die Funktionsbereiche zeitlich gestaffelt werden.

 

„Das Haus" von Todd Bracher auf der imm cologne 2017
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Vielleicht ist, um zu entspannen, das ungenutzte Gästezimmer geeigneter als das Wohnzimmer. Das Wohnzimmer mit offener Küche kann den Esstisch in den Mittelpunkt des Familienlebens rücken und so zur Wohnküche werden. 

Solche Denkansätze sollten die Architektur der Zukunft bestimmen und nicht wie repräsentativ ein Wohnraum sein soll.

Gefragt sind Architekten, die ihren Bauherren zuhören und nicht sofort zu Standardlösungen greifen.

Der Entwurf von Todd Bracher ist sicherlich kein reales Haus das man beziehen kann, aber es gibt für alle Bauherren und Architekten viel Stoff zum Nachdenken!


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